Feldenkrais-Reiten

Therapeutisches Reiten nach Feldenkrais


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Das Pferd überträgt seine Schrittfolgen und Körperschwingungen auf den Menschen und nimmt ihn so in ein dreidimensionales motorisches Erlebnis mit. Die gesteigerte Wahrnehmung von konkreten Abläufen zur Verbesserung der Koordination führt zur Korrektur von Fehlhaltungen.

Dies gilt sowohl für Feldenkrais-Reiten für Erwachsene als auch für Kinder und Jugendliche. Bei Letzteren führt die optimalisierte Koordination von Körperwahrnehmung und Bewegung noch verstärkter zu einer Veränderung in Emotion, Denken und Handeln. Das Pferd ist mehr als ein Werkzeug zur Bewegungstherapie. Durch die Nähe zum Tier eröffnen sich selbst verschlossenen Kindern neue Wege zur Kommunikation und Ausdruck von Emotionen.

Feldenkrais schafft ein Bewusstsein über Fehlhaltungen, Schieflagen und innere Stimmungen sowie Verspannungen, sodass diese gezielt verändert werden können. In anderen Reitweisen dagegen, wird der Reiter korrigiert, ohne seine Bewegungsmuster zu erkennen bzw. zu erspüren. Sichtbare Sitzfehler bspw. werden zwar erkannt und behoben, verändern aber nicht die dahinterliegenden Mechanismen. Dies soll nicht bedeuten, dass andere Reitarten schlecht für Mensch und Tier sind, sie verfolgen lediglich einen anderen Ansatz.

Im Umgang mit dem Pferd übertragen wir unsere Handlungs- und Denkmuster auf ein höchst sensibles Lebewesen über den Austausch unseres Nervensystems.

Leider neigen wir zu Mustern, welche wir im Laufe unseres Lebens verinnerlicht haben, die sowohl für uns als auch für das Pferd ungünstig, wenn nicht sogar schädlich sind. Bei dauerhafter ungesunder Sitzweise, Belastung oder Körperhaltung übernimmt das Pferd mit der Zeit diese Fehlhaltungen, schadet sich damit selbst und stumpft in der Kommunikation mit dem Reiter ab.

In den allermeisten Fällen sind wir uns unserer unglücklichen Bewegungsmuster nicht einmal bewusst. Hier findet Feldenkrais einen ersten Ansatzpunkt: Über die Bewusstheit, die gezielte Wahrnehmung unseres Körpers und durch Analysen unseres Bewegungsapparates können wir viel über unsere Bewegungsabläufe und Denkmuster herausfinden.

Eine wichtige Lektion, die zu Beginn der ersten Feldenkrais-Reitstunde vermittelt wird, dient der Entspannung des Beckens, da dieses beim Reiten das Zentrum der Bewegungen darstellt. Des Weiteren wird versucht, dem Lernenden die Schrittfolgen und Körperbewegungen des Pferdes bewusst zu machen und seine Wahrnehmung dafür zu stärken, wann sich welches Pferdebein hebt und welche Reaktion darauf von unserem Becken erfolgt. Um auf die Schwingungen des Pferdekörpers optimal eingehen zu können, muss sich das Becken in einer neutralen Position befinden, um sich von dort aus in alle Richtungen frei bewegen zu können. Dazu gehört auch ein gewisses Loslassen, ein sich dem Pferd hingeben und anvertrauen.

Durch ein lockeres Becken und eine gelassene Sitzhaltung entsteht eine Anpassung an die Pferdebewegung, die mühelos und für das Tier möglichst angenehm ist. Diese Bewegung als solches entspricht dem optimalen menschlichen Gang

Um unglückliche Abläufe zu erkennen, wird der Reiter dazu angeleitet zunächst den eigenen Körper zu analysieren und zu erspüren, sodass ihm Verspannungen sowie entspannte Bereiche bewusst werden. Moshé Feldenkrais sagte, dass eine Bewegung stets langsam, bewusst, anhaltbar und umkehrbar sein sollte. Nur dann kann der Praktizierende die Bewegungen über die gesamte Knochenkette ausführen.

Mosché Feldenkrais sagte: “Wenn du weißt, was du tust, kannst du tun, was du willst“. Solange wir uns nicht im Klaren sind, was wir genau machen, können wir unsere inneren und äußeren Abläufe nicht verändern.

Ein Trick, um sich die Bewegungsabläufe beim Reiten-nach-Feldenkrais anschaulicher zu machen, ist die Bewegung der gesamten Knochenkette zu visualisieren und sich zu verdeutlichen, wie viele Knochen und Gelenke bei jeder kleinen Haltungsänderung einbezogen werden. So erkennt der Praktizierende seine Bewegungsmuster und kann diese modifizieren oder gar erneuern.

Auch das Eingestehen und Erkennen eigner Fehler spielen eine große Rolle. Es ist wichtig, sich seine Fehler bewusst zu machen und zuzulassen, um dadurch die Reaktion des Pferdes anerkennen zu können. Fehler sind kreativ und Kreativität fördert das organische Lernen. Probleme nicht ad hoc stur anzugehen, sondern kreativ zu analysieren, um herauszufinden, was zur Lösung der Situation ausprobiert werden kann, führt zu neuen, alternativen Denkmustern. 

Der Feldenkrais-mit-Pferd-Practitioner verdeutlicht dem Reiter seine Sitz- und Bewegungsmuster und bietet ihm gesunde Alternativen an, die durch funktionale Integration in den Alltag in das Unterbewusstsein des Reitenden übergehen. Dadurch werden bspw. die korrekten Beckenbewegungen spielerisch verinnerlicht und die alten Bewegungsmuster ersetzt.

O.g. Beispiel ist lediglich ein kleiner Ansatz, um die Grundlagen der Feldenkrais-Methode zu veranschaulichen. Es geht immer um Bewusstheit, Wahrnehmungssteigerung, Optimierung der Bewegungsabläufe und Koordination. Egal ob auf dem Pferd oder am Boden. Pferd und Reiter werden zu einer sich gegenseitig motivierenden Einheit, sowohl auf körperlicher wie auch mentaler Ebene. Dies schafft eine Steigerung des Selbstbewusstseins aller Teilnehmer und eröffnet neue kreative Möglichkeiten im Miteinander.

Die Reittherapie nach Feldenkrais bildet unseren Schwerpunkt. Sie dient der Gesunderhaltung von Körper und Geist, der Förderung an Bewegungsfreude und der Optimierung ihrer persönlichen Kompetenzen. Verlorene Fähigkeiten können zurückerlangt, Heilungsprozesse unterstützt und physische Einschränkungen behoben werden. Kognitive und soziale Prozesse von Kindern oder Jugendlichen werden begleitet, insbesondere bei Entwicklungs- und Sozialstörungen.

Feldenkrais leitet zur individuellen Selbstständigkeit in unterschiedlichen Lebensbereichen an. Die neu erworbenen Denkmuster helfen Ihnen sowohl in ihrem Alltag, in der Schule/auf der Arbeit, als auch in der Interaktion.




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